Freitag, 6. Juli 2012

aus dem finnischen Alltag

Je länger ich hier bin, desto mehr kleine Unterschiede finde ich zwischen Finnland und Deutschland. Finnen (zumindest hier in der (Klein)Stadt)  haben ein großes Vertrauen in ihre Mitmenschen. Es gibt so viele Kleinigkeiten, bei denen in Deutschland niemand auf die Idee kommen würde, sowas zu machen. Die Deutschen haben immer Angst, dass jemand etwas klaut oder beschädigt oder verschmutzt, was natürlich auch nicht immer unberechtigt ist. Hier ein paar Beispiele:

1. Briefkästen
Ja, Briefkästen! Da fragt man sich: "Was kann daran so anders sein, als bei uns?" Seht selbst:



Hier sind die Briefkästen nicht verschlossen. Einfach Deckel auf und reingegriffen. Am Anfang war ich irritiert, denn meine Schlüssel für meine Wohnung waren bei meiner Ankunft auch in so einem Briefkasten. Die hätte doch jeder klauen können!? Da stand sogar dran für welche Wohnung...
Aber das ist normal hier. Ich habe Aija davon erzählt, dass ich es überraschend fand, dass hier alle Briefkästen offen stehen. Sie schaute mich nur an und fragte, warum wir in Deutschland unsere Post wegschließen. Ich finde, das ist eine sehr berechtigte Frage, die ich mir noch nie in meinem Leben gestellt hatte. Warum haben wir solche Angst jemand würde unsere Post klauen oder sonst irgendwas? Dieses Vertrauen in die Mitmenschen zieht sich durch den ganzen Alltag. Die Finnen sind nicht misstrauisch.

2. Schlüssel stecken lassen
 Heute hat eine Busfahrerin den Bus (Kleinbus mit 12 Sitzplätzen) am Bahnhof kurz mal stehen lassen. Da waren keine Leute drin und der Schlüssel hat gesteckt. Wer würde denn in Deutschland am Bahnhof sein Auto offen mit steckendem Schlüssel, offener Tür und laufendem Motor stehen lassen, um noch mal kurz eine Zeitschrift aus dem Kiosk zu holen? Niemand! Weil wir aus Gewohnheit misstrauisch sind. Wir sind es gewohnt immer davon auszugehen, dass jemand irgendwas damit anstellt.

3. Fahrräder
Auch Fahrräder werden hier anders gesichert. Das sind die beiden gängigsten Fahrradschlösser hier in Rovaniemi:


Einen entschlossenen Fahrraddieb würden diese Schlösser gewiss nicht abhalten. Außerdem wird man hier beim Einkaufen nicht schon vorvornherein als potenzieller Ladendieb betrachtet. Besonders im Weihnachtsmanndorf spürt man das sehr.

4. keine Aufsicht
Ich habe Aija mal gefragt, was sie macht, wenn wir nicht da sind und sie sich etwas zu essen besorgen möchte oder auf die Toilette gehen will. Sie meinte, sie geht einfach. Ich haben dann weiter gefragt, ob jemand aus den umliegenden Läden auf ihre Souvenirs aufpasst. Sie guckte dann nur wieder komisch und sagte, ich solle nicht so misstrauisch gegeüber allen sein. Es sei schließlich nicht so, dass die ganzen Menschen darauf warten, dass sie losgeht, sodass diese dann ihren Laden ausräumen könnten. Als wir einmal Pekkas Hilfe benötigt hatten, da wir Probleme mit Leuten hatten, die nur Finnisch sprachen, habe ich ihm angeboten, auf seinen Laden aufzupassen und er hat abgelehnt. Er meinte, es sei nicht nötig. Dabei standen in seinem Laden bestimmt 10 Leute und die hat er einfach 5 Minuten allein dort gelassen.

Ich bin gespannt, ob ich mich an diese Art von Vertrauen gewöhnen werde.

Auch sind die Finnen hier ungewohnt rücksichtsvoll. Die Autos halten deutlich mehr Abstand zueinander. Fahrradfahren macht hier deshalb großen Spaß! Sobald ein Fahrradfahrer in Sicht ist, der die Straße überqueren will, bremsen die Autos. Am Anfang habe ich noch nicht darauf vertraut, dass die Autos wirklich für mich bremsen, aber mittlerweile habe ich mich voll und ganz daran gewöhnt Vorfahrt zu haben. Außer beim überqueren habe ich nicht viel auf der Straße zu suchen, denn alle Fußgängerwege sind hier gleichberechtigt auch für Radfahrer und zudem auch noch sehr breit. Da können gut 4 Fahrräder nebeneinander fahren. Diese Rücksichtsvolle zeigt ich aber auch in anderen Bereichen. Ich finde es zum Beispiel auch beeindruckend, wie wenig Müll hier herumliegt. Eigentlich gar keiner. Nirgendwo! Alles ist stets gepflegt und sauber. Das funktioniert, weil einfach jeder selbst darauf achtet. Ich wette, Rovaniemi hat nur einen Bruchteil der Ausgaben für Müllentsorgung, als eine vergleichbare Stadt in Deutschland.

Das zwei Dinge, die mich schon eine ganze Weile beschäftigen. Ich den nächsten Tagen werde ich noch mehr solcher Dinge berichten.

2 Kommentare:

  1. Josi, Du schreibst so toll! Ich musste schon einige Male lachen. :p

    LG Deine Lieblings-Subway-Freundin

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  2. P.S.: Das mit den Briefkästen kenn ich aus Schweden. :D

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