Dienstag, 17. Juli 2012

Neues von der Arctic Circle Information

Bei der täglichen Arbeit mit den Touristen hat sich schon die Routine eingeschlichen. Die Fragen nach Briefmarken oder nach der Toilette kann ich schon nicht mehr hören. Manchmal schaffen es die Leute aber auch jetzt noch komische Fragen zu stellen, auf die ich keine Antwort weiß. Heute fragte zum Beispiel jemand: "Es ist jetzt  Uhr und Mittagszeit und warum steht die Sonne jetzt nicht im rechten Winkel zum Polarkreis?" Mmmh... Woher soll ich das denn wissen? Aber der Mann schien nicht wirklich eine Antwort zu erwarten. Er fand es gar nicht schlimm, dass ich es nicht wusste.

Ansonsten habe ich heute "Arbeitskleidung" bekommen. Ich trage jetzt eines der T-Shirts, die wir auch bei uns an der Information verkaufen. Ich finde, wenn man so ein T-Shirt bei jemandem sieht, bekommt man viel mehr Lust eins zu kaufen. Aija fand das auch und deshalb trage ich das jetzt immer. Das hat viele Vorteile. Zum Einen brauche ich mir jetzt keine Gedanken mehr zu machen, was ich anziehe ;-) und zum Anderen werde ich jetzt überall als Mitarbeiterin erkannt. Als Mitarbeiter bekommt man an vielen Stellen im Weihnachtsmanndorf Rabatt und das musste ich bisher immer erst erklären. Jetzt ist das einfacher. Obwohl ich meinen morgentlichen Tee schon seit über Wochen ohne Erklärung zum Vorzugspreis bekomme :-)

Am Sonntag war ein Reiseleiter an unserer Information, der bestellte Zertifikate abholen wollte. Leider konnte ich keine Zertifikate finden und war kurz ratlos, bis ich auf seinem Voucher (Gutschein für eine Leistung, für die später eine Rechnung geschrieben wird) gesehen hatte, dass er eine Zeremoinie gebucht hat. Ich wusste, dass Aija gerade dabei war eine Polarkreiszeremonie vorzubereiten. Nur leider wusste der Reiseleiter davon nichts. Er hatte das Programm und den Voucher nicht richtig gelesen. Ich habe ihn dann gebeten, seine Reisegruppe einzusammeln und zum Huskypark zu kommen. Dort in einer Hütte führt Aija die Zeremonien durch. Dann rief ich Aija auf ihrem Handy an, um ihr von dem verwirrten Reiseleiter zu berichten und sie bat mich die Gruppe zu begleiten und dann könnte ich bei der Gelegenheit gleich mal eine Zeremonie miterleben.

So bekam ich die Möglichkeit auch einmal bei einer Zeremonie dabei zu sein. Aija verkleidet sich dafür als Schamanin und erzählt ein paar Geschichten aus alter Zeit. Die Zeremonie hält sie in Englisch ab und eigentlich übersetzt der Reiseleiter. Diese Schweizer Gruppe konnte aber sehr gut Englisch und so war es natürlich sehr schön zu erleben, da es keine Unterbrechungen gab.

Aija erzählte viele Geschichten, wie zum Beispiel diese:
"Vor langer, langer Zeit und noch viel weiter davor. Da tobten die Winde über Lappland und konkurrierten miteinander. An einem Tag war Schnee vom Nordwind und dann kam plötzlich wieder Sommer von Südwind. Ein Schamane, der in Lappland lebte, fing deshalb die Winde in seine Mütze ein. Dann verhandelte er mit ihnen und sagte, er würde sie nur herauslassen, wenn sie ihm ein Versprechen auf Ewig geben würden. Die Winde dürften alle wehen, aber nie zur gleichen Zeit. Jeder Wind dürfte nur zu einer bestimmten Zeit des Jahres wehen. So entstanden die Jahreszeiten: Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Als der Schamane die Winde wieder frei ließ, flogen sie alle in ihre Himmelsrichtung. Doch als der Schamane seine Mütze, in der er die Winde gefangen hatte, betrachtete, stellte er fest, dass diese sich verändert hatte. Sie war nicht mehr rund, sondern hatte nun Zipfel, einen für jede Windrichtung:
 Nach einigen Geschichten bot Aija der Gruppe an, ihre Probleme aus der hektischen Welt aufzulösen, sodass alle ein ruhigeres Leben führen könnten. Da konnte natürlich keiner nein sagen. Aija benutzte dafür ein typisches Lapplandmesser, mit dem sie symbolisch die Probleme aus dem Nacken der Menschen schnitt. Anschließend sagte sie, dass jeder, der Lappland einmal besucht, ein Stück von seinem Herzen dort lässt und irgendwann zurück kehrt, wenn nicht in diesem Leben, dann im nächsten. Dafür malte sie jedem mit Kohle einen Kreis auf die Stirn. Der Kreis sollte bis zum nächsten Morgen nicht mehr abgewischt werden, ansonsten würde man statt als Schwan, als Ente zurückkehren.

Ich finde, diese Zeremonie ist eine schöne Gelegenheit den Besuchern einen kleinen Einblick in die Kultur Lappland zu geben. Ich mochte die Geschichten, die ich gehört habe und kann es jetzt guten Gewissens den Reisegruppen empfehlen.

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